Leicht unterwegs
Kaum war der schöne Urlaub auf Madeira passé, machte ich mich wieder auf den Weg. Ich nahm mir den Hinkelsteinweg als nächstes Ziel vor. Dieser Premium-Wanderweg hat eine Länge von 40 Kilometern. Bei solch einer Distanz kann man den Weg stressig an einem oder gemütlich an zwei Tagen erwandern. Ich entschied mich für die gemütlichere Variante und nahm mir zwei Tage Zeit.
Am Samstagmorgen fuhr ich nach Otterberg und stellte dort mein Auto ab. Das Wetter war perfekt. Ich konnte am strahlend blauem Himmel keine einzige Wolke entdecken.
Während der ersten Meter wurde mir klar, dass der Weg sehr gut ausgeschildert sein würde. Das Logo des Weges zierte beinahe jede zweite Straßenlaterne.
Der Frühling machte sich bemerkbar, denn die Sonne hatte schon viel Kraft. So war es im Sonnenschein sehr warm und ich war froh, dass ich die Sonnencreme eingepackt hatte.
Auch wenn ich die engen Gassen alter Städte und Dörfer bewundere, bevorzuge ich beim Wandern schmale Pfade, welche sich durch den Wald schlängeln. So freute ich mich, dass ich kurze Zeit später am Waldrand stand und die erste Stadt hinter mir gelassen habe.
Ich genoss den weichen Waldboden, der meine Schritte ordentlich dämpfte. Bei solch einem angenehmen Untergrund kann ich etliche Kilometer laufen, bis meine Füße ermüden - ganz im Gegensatz zu dem Asphaltboden in Städten. Da die Bäume noch kein Blattwerk trugen, konnte man sehr weit in den Wald hinein gucken. Leider war in dem ersten Abschnitt die viel befahrene Straße immer in hörbarer Reichweite. So bot die Geräuschkulisse neben dem Vogelgezwitscher auch das Aufheulen der ersten Motorräder. Von dieser Tatsache ließ ich mir aber nicht die Laune verderben und marschierte weiter, denn ab dem Nachmittag sollte ich den Abstand zu der Straße vergrößert haben.
Der Wanderweg bestand den Großteil der Zeit aus breiten Forststraßen. Diese ermöglichten zwar ein rasches Vorankommen, ermüdeten die Füße aber deutlich mehr, als weicher Waldboden.
Während ich auf dem Weg wanderte, fand ich nicht nur eine Menge Müll, sondern auch etwas Stroh. Da ich dieses Mal mit dem Hobo unterwegs war, nahm ich etwas von dem trockenen Stroh als Zunder mit. Mit so viel Zunder sollte ich am Abend keine Probleme haben, mir mein Abendessen zuzubereiten.
Etwas später staunte ich nicht schlecht, als ich direkt am Weg eine Sickerquelle entdeckte. Ich füllte meine Wasservorräte auf und überlegte, wo ich die nächste Pause machen könnte, denn gefrühstückt hatte ich noch nichts.
Wenige hundert Meter später erblickte ich eine Bank mit Tisch. Diese schien sich perfekt für eine Brotzeit zu eignen. So packte ich meinen Proviantbeutel aus dem Rucksack und begann meine Brote zu schmieren. Da ich die vorherigen Tage häufig Appetit auf Salat hatte, hatte ich mir allerlei Gemüsesorten eingepackt.
Nach der Brotzeit machte ich mich wieder auf den Weg. Von mir unbemerkt verließ ich den ausgeschilderten Weg. Eigentlich hätte mir das sofort auffallen müssen, denn ich befand mich das erste Mal auf schmalen Pfaden statt auf breiten Wanderautobahnen. Ich nahm also eine kleine Schleife mit, bevor ich wieder auf den Hinkelsteinweg wechselte. Bereits kurze Zeit später war ich bei dem Namensgeber des Weges angekommen. Der Hinkelstein sah so aus, als ob er ohne Probleme von einem Gallier mit dem Namen Obelix getragen werden könnte.
So ein karger Wald in dem es endlos geradeaus geht ist auf Fauer doch etwas eintönig. Wenigstens kommt man auf solch Wegen schnell voran.
Später konnte ich mich ein freuen, denn die Vegetation am Wegesrand veränderte sich. Der Weg führte durch ein kleines Nadelwaldstück. Ich genoss das Grün der Nadeln. Meiner Meinung nach könnte der Winter dem Frühling wieder weichen. Wenn es nicht so früh gewesen wäre, hätte ich diesen Platz zum Schlafen genommen. Der vom Moos bedeckte Boden federte und bot ein weiches Bett für die Nacht.
Die Wegbeschaffenheit mit den breiten Forststraßen änderte sich bis zum Abend leider nicht mehr. Ich hatte bei diesem Weg auf deutlich mehr schmale Pfade gehofft. Vielleicht war ich aber auch einfach nur von den Pfaden auf Madeira verwöhnt.
Am Abend baute ich mein Tarp auf und bereitete mein Abendessen vor. Diesen Abend sollte es Nudeln mit Tomaten Sahnesoße geben.
Am nächsten Morgen packte ich meine sieben Sachen zusammen und machte mich wieder auf den Weg. Da ich noch keinen Appetit hatte, beschloss ich vor dem Frühstück noch einige Kilometer zu laufen.
Gute anderthalb Stunden später machte ich es mir auf einer Bank gemütlich und genoss meine Brotzeit mit reichlich Gemüse.
Der Weg hatte auch seine guten Seiten. Ich lief selten auf einem Wanderweg, bei dem es so viel Trinkwasserquellen gab. Während der 40 Kilometer führte mich der Weg an mindestens drei Quellen vorbei. Die Quellen lagen dabei alle am oder sogar auf dem Weg.
Am frühen Nachmittag erreichte ich Otterberg und machte mich auf den Heimweg. Der Hinkelsteinweg bietet insgesamt eine kurze aber trotzdem schöne Wanderung!