2018-07 Mittelweg Teil 3


Nach einigen Wochen war endlich wieder ein Wochenende frei und ich konnte den dritten Teil des Mittelwegs bestreiten. So machte ich mich am Freitagnachmittag direkt von der Arbeit nach Titisee-Neustadt auf. Das Wetter war sehr regnerisch und während der Zugfahrt schüttete es bereits ordentlich. Als ich die Wassermassen sah, wurde mir bewusst, dass ich mir dieses Wochenende um Trinkwasser während der Wanderung wohl keine Gedanken machen müsste, da die Quellen auf dem Weg vermutlich schütten würden.

Der Bahnhof Titisee-Neustadt wurde renoviert, so ging es für mich mit einem brechend vollen Schienenersatzverkehr von Freiburg zum Bahnhof nach Titisee-Neustadt. Gegen 18 Uhr kam ich endlich am Zielbahnhof an.

 

Wenige 100 Meter hinter dem Bahnhof befand sich die erste Quelle. So füllte ich mein Wasser auf und machte mich auf den Weg bergauf.

Der Weg war sehr idyllisch mit einem kleinen Bächlein nebendran. Mal floss es links vom Weg, mal floss es rechts vom Weg und mal floss das Bächlein direkt über den Weg.

Es verging nur wenig Zeit bis ich die nächste Quelle fand. Da diese noch nicht bei OpenStreetMaps eingetragen war, trug ich sie ein und nahm mir vor, jede Quelle entlang des Weges bei OpenStreetMaps einzutragen. Als ich diesen Entschluss fasste, war mir noch nicht bewusst, wie viele Quellen es auf diesen Etappen des Mittelwegs geben würde. Der Gedanke daran, dass zukünftige Wanderer durch die besser kartografierten Quellen weniger Wasser mit sich herum schleppen müssten, erfreute mich.

Vor dem Einsetzen der Dämmerung fand ich eine Schutzhütte, welche sich gut als Lager für die Nacht eignen sollte. Hinter der Schutzhütte befand sich eine Wasserquelle. Hier würde ich mein Nachtlager aufschlagen.

Da dies die erste Übernachtung an diesem Wochenende war, hatte ich einige frische, schwere, Lebensmittel mit dabei um mir ein leckeres Gericht zuzubereiten. Ich wollte das erste mal Thai-Curry unterwegs zubereiten.

 

Es war außerdem das erste Mal, dass ich mein neues Kochset auf einer Tour ausprobierte. Zukünftig werde ich darüber ein Review verfassen.

Ich brauche wohl kaum erwähnen, dass das Thai-Curry sehr lecker war, aber ein Bild sagt ja bekanntlich mehr als tausend Worte und daher seht und überzeugt euch selbst:

Dies hat das Potenzial eines meiner Lieblingsgerichte für unterwegs zu werden. Mit vollem Bauch verkroch ich mich nach dem Essen in den Schlafsack und genoss eine ruhige Nacht.

 

Als ich am Morgen aufwachte, hatte ich den Geruch von Wildschweinen in der Nase. Ich war sehr froh meine Lebensmittel an einem entfernten Baum aufgehangen zu haben.

 

So packte ich diesen Morgen lauter ein und machte dabei viele Geräusche, damit ich die Wildschweine nicht versehentlich überraschte. Der Plan ging auf, denn ich bekam kein Wildschwein zu Gesicht.

Das Wetter war nach wie vor grau in grau, doch immerhin blieb es die Nacht über trocken und mit einer trockenen Nacht rechnete ich bei der Wettervorhersage ehrlich gesagt nicht.

 

Wie auch schon bei der letzten Etappe trug ich jede Menge Bänke und anderes bei OpenStreetMap ein. Die folgende Bank hatte mehr zu bieten als nur eine Sitzmöglichkeit, denn sie war zusätzlich ein Outdoor-Laden mit einer begrenzten Auswahl an verfügbaren Artikeln.

Das Wetter blieb weiter bewölkt und trocken und so konnte ich den Schwarzwald mit seinen idyllischen kleinen Dörfern genießen.

Bei dem Lesebänkle macht ich Pause und stellte fest diese Aussicht schon einmal bei dem Fernwanderer auf seiner Tour auf dem Freiburg-Bodensee-Weg gesehen zu haben.

Diese Bücher Box - kombiniert mit der Aussicht - sollte es wohl kein weiteres Mal in der Nähe des Weges geben.

Am Titisee ließ ich es mir nicht nehmen die alten Dampflokomotiven zu bestaunen. In meiner Kindheit unternahmen mein Vater und ich unzählige Dampflokfahrten. So fühlte ich mich in meine Kindheit zurück versetzt und genoss nicht nur den Weg, sondern auch die Dreiseenbahn.

Nur wenige Kilometer später führte der Weg an dem Modellbahnzentrum Titisee vorbei und ich konnte auch hier nicht anders, als einen Abstecher zu machen. So genoss ich die liebevoll hergerichtete Modellbahn-Landschaft und stellte fest, dass mir die kleine Pause sehr gut tat.

Nach der Pause machte ich mich wieder auf den idyllischen Weg und ich genoss jeden Meter den ich lief. Bereits zu diesem Zeitpunkt war die Strecke eine meiner schönsten Wanderungen. Ich kann es nur jedem ans Herz legen den Mittelweg als Wanderziel in Betracht zu ziehen.

Die folgenden Abschnitte führten überwiegend durch schmale Pfade und häufig an kleinen Bächen entlang. Generell war im südlichen Teil des Mittelwegs die Wasserversorgung sehr gut. Ich musste zwischen den Quellen nicht einmal einen halben Liter Wasser mitnehmen.

Dieser Tag verging wie im Fluge, die Sonne sollte bereits zwei Stunden später untergehen. Daher hielt ich die Augen nach einem geeignetem Lager für die Nacht auf. Etwa eine Stunde später wurde ich fündig.

 

Ich fand eine kleine abgeschlossene Schutzhütte mit überdachter Veranda. In der Nähe der Hütte befand sich eine Quelle. So konnte ich mir nicht nur mein Abendessen zubereiten, sondern mich ebenfalls ordentlich waschen. Nachdem ich sauber und satt war, dauerte es nicht mehr lange bis ich einschlief. Ich war sehr gespannt, was ich am nächsten Tag alles entdecken würde.

 

Am nächsten Tag war das Wetter diesig, aber zumindest regnete es nicht. So packte ich meine sieben Sachen und machte mich direkt in der Früh auf den Weg in Richtung Waldshut.

 

Die Strecke war der Wahnsinn, es ging über schmale Pfade immer weiter in Richtung der Schweizer-Grenze.

Meine Theorie, dass der Weg in südlicher Richtung immer schöner wird, bewahrheitete sich.

Jede Biegung brachte neue, tolle Ausblicke mit sich. Ich war tierisch froh, den Mittelweg als Reiseziel ausgesucht zu haben.

Kurz vor Waldshut machte ich noch einen kleinen Abstecher zu einem Wasserfall. Zwar war der Weg dahin von den Sturmschäden frei geschnitten, doch der Blick auf den Wasserfall war teilweise von einem umgestürzten Baum versperrt.

Ich verweilte noch einige Minuten am Wasserfall und gönnte meinen Füßen eine wohlverdiente Pause. Dabei checkte ich auch gleich die Bahnverbindungen von Waldshut nach Hause. Nach kurzem Überlegen kam ich zu dem Entschluss, dass ich entweder genau rechtzeitig am Bahnhof ankommen würde, oder den Zug um ein paar Minuten verpassen würde. Ich rang mir mir und kam zu dem Entschluss den Rest des Weges nicht zu hetzen, sondern stattdessen am Ziel noch einen Kaffee trinken zu gehen.

Als ich den Bahnhof Waldshut erreichte wurde mir bewusst, dass diese Reise nun wirklich zu Ende ist. Der Weg fing schön an und endete atemberaubend.

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