2016-09 Auf den Schwingen des Habichts (Teil 1)


Es war nicht mal eine Woche seit dem Schwedenurlaub vergangen, da hatte mich das Wanderfieber schon wieder voll im Griff. Ich packte meine sieben Sachen und zog los auf den Habichtswaldsteig. Dieser ist ein Wanderweg von Zierenberg zum Edersee mit einer Gesamtlänge von 85-110km, je nachdem, welche der Extratouren man mitnimmt. Zeittechnisch musste ich den Weg leider in zwei Etappen teilen, denn diese Distanz an einem Wochenende mit An- und Abreise ist dann doch noch zu viel für mich.

So startete ich am Freitagabend um kurz nach Sechs bei schönstem Wetter in Zierenberg am Bahnhof. Ab diesem Moment konnte ich die Hessischen Highlands vollends genießen.

Kurz nach dem Start musste ich die erste Hürde überwinden, der Aufpasser hatte einen "you shall not pass Blick", ließ mich nach einem bitterbösen Miau dennoch passieren.

Nachdem ich nur wenige Kilometer auf dem Habichtswaldsteig verbrachte, wechselte ich ungeplant auf eine der Extratouren. Diese Extratouren sind mit H1-H8 gekennzeichnet. Dieses versehentliche Verlassen des Hauptweges belohnte mich mit steilen Aufstiegen bis zum ersten Gipfel. Selten war ein ein Versehen so lohnenswert.

Da während des Aufstieges die Sonne langsam unterging, musste ich mir wohl oder übel Gedanken um meinen nächtlichen Schlafplatz machen.

Mit dem Gedanken mich an dem nächstbesten Platz mich einfach hinzulegen und zu nächtigen stieg ich weiter auf. Auf dem Gipfel angekommen genoss ich die letzten Sonnenstrahlen und traf die Vorbereitungen für die Nacht.

Am nächsten morgen ging es munter weiter mit dem Wechsel zwischen dem H2 und dem Habichtswaldsteig. Jeder extra Kilometer wurde mit wunderschönen Blicken auf die Kassler Berge belohnt. Langsam aber sicher verstand ich, warum ein paar Bekannte diese Region so lieben. Der morgendliche Nebel lag in den Tälern während die Gipfel aus dem Nebel hinausragten. 

Nach einigen Stunden auf den Beinen frühstückte ich an einem perfekten Ort mit einem atemberaubenden Blick aufs Tal. Es gab ganz klassisch Schokomüsli mit Wasser. Im Laufe der letzten Touren gewöhnte ich mich wohl an den Geschmack von Müsli mit Wasser statt Milch. Es war ein schönes Gefühl kein verderbliches Milchpulver mehr zu benötigen. 

Auch meine Nachbarn mochten anscheinend meine morgendliche Mahlzeit. Einen kurzen Moment lang keimte in mir der Gedanke auf, eines der süßen Tiere mit zu nehmen.

Zusätzlich noch ein kurzer Blick ins Tal und der Moment war perfekt - wenn ich an den Morgen denke, möchte ich gleich wieder in die Kasseler Berge!

Nach dem Frühstück packte ich meinen Rucksack wieder und ging weiter. Ich hatte ja schließlich noch etliche Kilometer vor mir. 

Doch schon kurze Zeit später sah ich einen Hügel, welcher zu schön war, um ihn nicht zu erklimmen und noch eine kurze Pause auf ihm zu machen. 

Die Aussicht von dort war einfach grandios. Ein Highlight des frisch angebrochenen Tages.

Die Wolken hingen in den Tälern und die Gipfel ragten gerade so heraus. Ein Bild welches einfach nach Urlaub schreit. 

Die kurze Pause genoss ich in vollen Zügen und stellte fest, dass ich zu dieser Uhrzeit normalerweise erst aufstehe. Durch das frühe Aufstehen, konnte ich so viele schöne Augenblicke genießen. 

Nach der Pause ging es wieder hinunter auf die Weide, welche sich als kleiner Flugplatz herausstellte. Die ersten Segelflieger warteten auf ihren Start. Kaum zu glauben, dass keine 500 Meter weiter Kühe auf der Weide standen.

Einige Zeit später ging es endlich wieder über Feldwege in den Wald hinein. Gerade rechtzeitig um der brennenden Mittagssonne zu entkommen.

In diesem Waldstück kamen mir einige Bushcrafter mit Isomatten entgegen. Es schien so, als ob diese ebenfalls Ihren Spaß am Wochenende hatten.

Von dort lief ich weiter über kleine Pfade und Feldwege. Am Ende eines Pfades staunte ich nicht schlecht, denn ich entdeckte tatsächlich einen mir bekannten Spot. Auf diesem Jugendcampingplatz war ich schon einmal beim Nordhessen Treffen des BCD Forums. So klein ist die Welt doch.

 

Kurze Zeit später ging der Forstweg an einem Steinbruch vorbei, einen Blick über die Abbruchkante konnte ich mir jedoch nicht verkneifen.

Von dort aus ging es weiter in die Nähe von Kassel. Dort zeigte mir Herkules doch tatsächlich seinen blanken metall Hintern.

Dieser Ort war leider eine Ansammlung von hunderten Touristen. So viel Troubel wollte ich mir nicht länger antun, daher ging ich schnellstmöglich weiter durch die Wälder zum Etappenziel.

 

Am späten Nachmittag traf ich noch auf zwei weitere Wanderer, welche ebenfalls auf dem Habichtswaldsteig unterwegs waren. Diese nächtigten jedoch in einer Pension und damit trennten sich unsere Wege bereits hier nach wenigen gemeinsamen Kilometern.

Für mich ging es dann noch einige Kilometer weiter. Der Abend war noch zu früh und ein schöner Platz zum Nächtigen war noch nicht gefunden. Zusätzlich sorgte die Autobahn im Tal für einen Geräuschpegel, auf den ich in der Nacht lieber verzichten wollte. Deshalb bin ich noch ein paar Kilometer gelaufen ehe ich am Waldrand einen kleinen Grünstreifen fand, den ich mir mit unzähligen Mücken teilte.

Die zweite Tagesetappe unterschied sich landschaftstechnisch komplett von der ersten. Ein großteil der Wege führte nun über Felder oder am Waldrand entlang. Ein weiteres Mal lohnte sich das frühe Aufstehen, denn so konnte ich einen Großteil der Strecke in den kühleren Morgenstunden laufen.

In der Mittagssonne wäre ich sicherlich hoffnungslos verbrannt. Kurz nach dem Mittag erreichte ich bereits das Ziel der zweiten Etappe. Nun musste ich abwägen, noch eine Ortschaft weiter zu ziehen und von dort mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurück zum Startpunkt fahren, oder schon ab dem Tagesziel. Ich warf einen kurzer Blick auf die Anbindung der öffentlichen Verkehrsmittel in diesem und dem nächsten Ort. Anschließend entschied ich mich von diesem Ort zurück zu fahren, damit ich schon gegen Abend wieder zuhause sein würde und nicht erst inmitten der Nacht.

Alles in allem ein wunderschönes Micro-Adventure, welches sich sehr lohnte. Den Habichtswaldsteig kann ich uneingeschränkt einfach jedem empfehlen!

Die beiden Etappen des Habichtswaldsteiges waren eine der schönsten Touren, die ich bisher gelaufen bin. Am nächsten freien Wochenende muss ich mir die beiden verbleibenden Tagesetappen vorknöpfen, dieser Steig ist einfach atemberaubend!

Die Packliste für diese Tour gibt es übrigens hier!

 

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