2015-01 Ab in den Harz


Nachdem das Fernweh die letzten Monate sehr an mir nagte, habe ich mir überlegt, wie ich denn das Ganze mal ein wenig in die Schranken weisen kann.

Genauer gesagt habe ich mir den Satz „Einfach durch die
Haustür, losziehen und Abenteuer erleben“ durch den Kopf gehen lassen. Warum
sollte ich es nicht einfach mal tun?

Die Idee ist gut, einfach Freitag einmal eher Feierabend
machen, und so weit Richtung Harz laufen wie ich komme, denn dort gibt es
Sehenswürdigkeiten soweit das Auge blicken kann. Vielleicht mal wieder zur
Okertalsperre, oder doch irgendwo anders hin? Ist eigentlich auch egal, Hauptsache
Sonntagmittag geht es wieder auf die Heimreise, vermutlich per Bus oder
Bahn.

Als einzige Vorbereitung habe ich mir das zu erwartende
Temperaturprofil für den Vorharz angeschaut. Nachts sollte es bis zu -3°C kalt
werden, eigentlich ist das für meine Wintertüte noch zu warm, aber besser zu
warm, als zu kalt. Ich muss den Schlafsack ja schließlich nicht komplett
schließen.

Am Donnerstag habe ich eingekauft, Trockenfrüchte, Instantnudeln und Ahoi Brausepulver. Damit wollte ich mir unterwegs ein gezuckertes Getränk
ermöglichen. Im Laden habe ich bestimmt 15 Minuten das Zeug gesucht. Irgend so
ein Praktikant hat das zu den Süßigkeiten getan, da konnte ich mich in der
Spiritousen Abteilung ja dumm und dämlich suchen.

Somit begann die Reise am Freitag um kurz nach drei. Schnell noch etwas trinken, schön der Heimat zuwinken und schon verschwand ich im Walde.

Im Walde ging es gleich zur ersten Sehenswürdigkeit, der „Koppel“,
da sind wir als Kinder immer gerodelt.


Das Wichtigste beim Rodeln war es rechtzeitig zu stoppen
oder zumindest vom Schlitten abzuspringen, da unten Stacheldrahtzaun wartete.



An der Koppel vorbei ging es weiter über Wege, welche mal breiter und mal schmaler waren. Es bot sich eine wunderbare Spätherbstatmosphäre und das zu dieser Jahreszeit.

Im Wald lächelte mich ein Shelter an. Na wer diesen wohl errichtet hat? Bestimmt ein paar Kinder zum Spielen. Dieser Shelter schien aber schon ein paar bessere Tage hinter sich gehabt zu haben.

Sei es drum, die Schluchten um den Kamm der Lichtenberge haben mich in Ihren Bann gezogen.

Da meine Schuhe aus mehr Mesh-Gewebe bestehen, als aus
festem oder gar wasserdichten Material, wurden die Füße ab und an nass,
jedoch nie kalt. Und auch die nassen Socken ließen sich innerhalb weniger
hundert Meter wieder trocken laufen. Wer braucht schon Gore-Tex bei einer guten Durchblutung?

Im Schlafsack habe ich ein zweites Paar saubere und trockene Socken für die Nacht, von daher kann dieses Paar Socken ruhig auch vorm zu Bett gehen nass bleiben.

Anscheinend wurde es kälter, je weiter ich gen Harz kam. Die Pfützen waren teilweise mehr gefroren, als nass.

Zwischendurch musste ich einige hundert Meter einen geteerten Waldweg nehmen, was eine echte Schlitterpartie war. 
Die Nacht gab es Blitzeis durch Eisregen und alles Geteerte war spiegelglatt.

Nicht nur der Shelter hatte bereits bessere Zeiten hinter sich, auch dieses „Landschaftsschutzgebiet“ Schild am Straßenrand war alles andere als intakt…

Meinen Wasservorrat konnte ich nur wenige Meter weiter gleich wieder auffüllen.

Der erste Abstecher fernab der Route war zu einem kleinen, idyllischen See, den ich mir mal angucken wollte um zu checken, ob man die Location nicht später einmal zum Biwakieren nutzen könnte.

Ich habe auf der anderen Seite zwei Angler gehört, die sich unterhielten, ansonsten absolute Stille. Der Spot wird definitiv später einmal wieder
besucht!

Nach gut 20 Kilometern war ich schon am Ende des Salzgitteraner Höhenzuges angelangt und konnte noch ein Nachtbild einfangen. Ganz in der Ferne waren sogar schon die ersten Harzausläufer sichtbar. Dahin würde ich es diesen Tag nicht mehr schaffen, denn die Suche nach einem Lager hatte erst einmal Vorrang.

keine vier km später fand ich auch schon ein schönes Fleckchen. Leider mitten in einem Naturschutzgebiet.

– Grml, also doch noch ein wenig weiter.

Aber nur noch einen Kilometer, denn dort fand ich kein NSG-Schild mehr und außerdem wurde dieses Stück forstwirtschaftlich genutzt - zwei gute Indizien.
Der Lagerplatz war schnell gefunden und das Aufbauen ging im Nu, doch beim nächsten Mal muss ich wieder etwas anders machen. 
Kleiner Bivy – böse Zungen betiteln ihn doch gar als Frischhaltefolie,  dicke Isomatte,  Loftmonster Schlafsack und ich passt irgendwie gerade so. 

 

Beim nächsten Mal kommt die Isomatte unter die Frischhaltefolie! Kann doch nicht sein, 
dass diese 850g Daune soooo viel Loft haben, ich bin entzückt.
Nachdem ich mich in Boxer in das Loftmonster begeben habe und mir schnell tierisch warm wurde, 
habe ich also noch den Wärmekragen gelockert und an der Fußbox den Reißverschluss geöffnet. 
Das Thermometer sagt -4°C – da muss einem ja warm sein.
Nach kurzer Zeit schlief ich tief und fest. Zumindest bis kurz nach drei, als mir kalt wurde und ich aufwachte. 
Was war denn da los? Konnte das da dran liegen, dass der Reißverschluss nicht nur ein bisschen bei den Füßen 
offen war, sondern die Füße durchgerutscht waren und nur durch den Bivy vor dem eisigen Wind geschützt wurden. 

Wenn ich eh schon wach war, konnte ich auch gleich noch was wegbringen, ehe ich mich wieder in das Loftmonster verkriechen würde. Natürlich nicht ohne alle Reißverschlüsse und den Wärmekragen etwas schließen. Nun konnte ich mir meine 11 bis 12 Stunden wohl verdienten Schlaf endlich holen.

Am nächsten Morgen habe ich zwei Sachen feststellen dürfen:
1. Das Loftmonster isoliert so gut, dass der Raureif auf der Frischhaltefolie nicht schmilzt.

2. Dass es mit -7°C doch etwas kälter geworden war, als erwartet. Das Loftmonster hatte den Test wohl bestanden.

Auch schön, wie schnell man die Temperatur um 2°C heben kann,
wenn man die Uhr nur in die Hand nimmt zum Fotografieren (und wie viele
Versuche man braucht, bis das doofe Handy das Richtige scharf stellt).

Nun ging es wieder aus einem Waldabschnitt heraus und über Feldwege zum Nächsten.

Der Himmel klarte auf und ich begann der Wettervorhersage
mit „14 Uhr – Schnee“ zu misstrauen.

Und wieder waren die Berge des Harzes schon sichtbar, man musste sie nur noch
erreichen.

Schade, dass hier überall das Klettern verboten ist. Andererseits ist das bei dem leicht nachgiebigen Material vielleicht auch die bessere Option.

Zwischendurch habe ich auch gleich Frühstück gefasst, Nudeln von Maggi, schon mit dem Tabasco von einem Freund gewürzt. Sehr lecker, aber denn anscheinend bin ich zwei Personen, zumindest wenn ich die Portionsangabe auf der Verpackung als Kriterium heranziehe.

Weiter ging es direkt auf dem Weg in Richtung Goslar,
zumindest wenn ich von den 1000 Umwegen absehe. Wer kann bei einem
solchen Blick schon widerstehen.

Hier wurde mir klar, dass ich ja nur einen Steinwurf entfernt bin vom Elternhaus meiner besten Freundin. Da wusste ich gleich wem ich einen Besuch abstatte. 

Nach dieser kleinen Pause ging es weiter. Bei diesem Schild musste ich sofort an den barfußlaufenden, mit Pfefferspray würzenden Vandalen denken.

In den Wäldern vor Goslar habe ich noch eine schöne Schnitzerei gefunden, seht selbst.

Dann nur noch durch einen Wasserkanal vor dem stand: „Betreten auf eigene Gefahr“ - wer kann da schon nein sagen.

Drei km später war ich auch schon in Goslar. Leider hatte der Wetterbericht
teilweise Recht. Ab 15 Uhr fing der Schnee an, und die Sicht auf die nur einen
Steinwurf entfernten Berge war vernebelt. 

Egal schnell weiter nach Astfeld! Wurde schließlich Zeit, dass ich von diesem unbequemen Steinboden wieder auf bequem zu begehenden Waldboden kam. Ein Blick auf das Navi verriet mir, dass in der Nähe der Granestausee war. Da müsste ich nur über Astfeld hinlaufen. Durch den Schnee und die einsetzende Dunkelheit waren mir keine weiteren Bilder vergönnt. Drum habe ich schnell mein Tarp aufgebaut, die Isomatte 
auf den Boden gepackt und mich ins Land der Träume begeben.

Wieder habe ich nur ein kurzes 10 oder 11 Stunden langes Nickerchen halten können. So in der Natur zu liegen, 
wenn die Schneeflocken sich leise aufs Tarp legen und ab und an ein paar Brocken von den Ästen 
herunterkommen, ist doch irgendwie beruhigend.

Morgens ging es dann nach einer Kaffee-Stärkung zum Bahnhof Goslar. Anschließend bin ich von dort mit dem Zug nach Hause gefahren.

Das waren gut 50km Wandern innerhalb von zwei Tagen und ich bin ein wenig k.o.!



Von daher geht es jetzt kurz in die Wanne und dann werde ich für meine Prüfung morgen büffeln. 

Grüße vom leichtfertigen äh leicht fertigen kImpi 

Die Packliste für diese Tour gibt es übrigens hier

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